Abmahnung öffentlicher Dienst

Warnung vor dem öffentlichen Dienst

PUBLIC SERVICE: Schön im Internet Niedersächsische Angestellte nutzen das Netz uneingeschränkt zu ihrem privaten Vergnügen. Der Pressesprecher hatte 2790 Porno-Bilder und -Bilder auf seinen Service-Computer geladen, ordentlich in 81 Ordner geordnet. Weil in den meisten Unternehmen und Ämtern die Bosse wegblicken, wenn Angestellte die farbenfrohen Blätter dieser Erde anklicken; selbst der Koffer in Hannover kam nur ans Licht, weil die Technologie gestreikt wurde und ein IT-Experte den Rechner begutachtete.

Das private Wellenreiten ist im Büro schon lange ein beliebter Sport, und der von der harten Arbeit gelangweilte Bundesbeamte scheint es zu genießen, einen besonders schönen Tag im Internet zu verbringen. Eine Studie des Landesrechnungshofes Niedersachsen beweist nun, wie uneingeschränkt Beschäftigte im öffentlichen Sektor ihre Computer für ihre Freizeitaktivitäten einsetzen.

Letzte Wochen hat die Behoerde eine Innenmitteilung an den niedersaechsischen Ministerpraesidenten Sigmar Gabriel ueber die "Nutzung der Arbeitszeiten der Landesangestellten fuer die Internetrecherche" geschickt. Er ersuchte um Auskunft darüber, wie der "erhebliche Schaden" durch "mangelnde Kontrolle und Untätigkeit" beseitigt werden kann. Die Lotsen bewerteten für ihre Untersuchung erstmalig die Zugänge von 20.000 Landesangestellten, die sich über das IT-Zentrum Niedersachsen ins Netz einloggen.

Der Rechnungshof hat 33 Mio. Besuche innerhalb von zehn Tagen geprüft, was etwa fünf Mio. Page Impressions ausmacht. Die Folge: Electronic Governance wird von den Beschäftigten des Staates völlig falsch verstanden - über 44% aller Webseiten dienen Privatinteressen. Auf der Trefferliste der Zugänge stehen alle gängigen Vorstellungen von anämischen Beamten ohne Gespür für die schönen Dinge des Lebens: Besonders gerne schlendern die Beamten durch Online-Shops und ersteigern Internetauktionen.

Der Lebensstil - vom Ferienkatalog bis zum Mode-Tipp - steht an zweiter Stelle unter den deutlich privater en Zugängen, der Geschlechtsverkehr an dritter Stelle. Nichtsdestotrotz würde die gesamte Ausfallzeit dann bereits 753.000 Arbeitsstunden pro Jahr betragen. Das hemmungslose Getümmel in den Büroräumen erlaubt beim Hof nur einen Schluss: Obwohl bereits Arbeitsplätze weggefallen sind, ist der Druck auf die Arbeit anscheinend immer noch "nicht so stark, wie es oft von Büroleitern oder Arbeitnehmervertretungen angedeutet wird".

Die Folge der Inspektoren: Wo so viel Zeit zum Wellenreiten verbleibt, kann noch mehr Mitarbeiter eingespart werden. Nach einer Befragung von 200 Mitarbeitern des Softwareunternehmens Websense verbringen 41% von ihnen mehr als drei Wochenstunden damit, die Welt im Internet zu erkunden. Die Lewinsky Affäre allein soll die US-Wirtschaft 470 Mio. USD kosten, weil Mitarbeiter den Starr-Bericht auf ihren Computer heruntergeladen haben, um über die sexuelle Präferenz ihres ehemaligen Staatspräsidenten Bill Clinton informiert zu werden.

Auf jeden Fall will das IT-Zentrum Niedersachsen die forschungsbegeisterten Mitarbeiter nicht mit fachlichen Barrieren schikanieren. Schliesslich gilt auch die Rahmendienstrichtlinie des Staatsministeriums der Finanzen, wonach jeder Internetnutzer das Netzwerk nur für geschäftliche Zwecke unterzeichnen muss. Ein Warnhinweis oder gar eine Beendigung sicherlich nicht.

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