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Sandmann Ddr
Der Sandmann DdrDDR-Fernsehen: Von den Sandmännern gelernt bedeutet zu gewinnen.
Auf seiner " Schwalbe " fuhr er zu den Stadtmusikern nach Bremen, besichtigte die Sieben Schwäbischen, die in der Bundesrepublik Baden-Württemberg zuhause sein dürften - aber der Sandmann kam immer wieder in die schönste Bundesrepublik zurück, unterhielt sich mit jugendlichen Wegbereitern und presste die Hände von Betonbauern auf die Bauplätze der in den Wolken wuchernden Pflastersteinplatten.
Der Sandmann begeht in diesem Jahr seinen fünfzigsten Jahrestag. Der ehemalige Schriftsteller von DDR II und stellvertretende Chefredaktor des DFF, Volker Petzold, hat dem grössten TV-Star des Orients in dem üppigen Bilderbuch "Das Sandmännchen" (edel Edition) zu seinem Jubiläum ein wunderschönes Monument gewidmet und anschaulich erklärt, warum der Sandmann die Wiedervereinigung nicht überstehen konnte.
In der Tat hatten die Geschehnisse im Fall von 1959, kurz vor der ersten Übertragung des Sandmann im Fernseher der DDR, etwas von der Atemnot des West-Ost-Rennens für den ersten künstlich erzeugten Erdtrabanten im Weltraum. Als der Sandmann am Abend des Jahres 1959, eine ganze Weile vor dem West-Berliner Sandmann im SFB, zum ersten Mal seinen Strand im TV zerstreute, wurde der westliche Teil in ähnlicher Weise geschüttelt wie der Sputnik-Schock zwei Jahre vor ihm.
Beim Sandmann hatte das DDR-Fernsehen seine filmische Vormachtstellung deutlich gemacht. Die DFF erfuhr anfangs November 1959 aus einer Vorschau, dass der West-Berliner Bahnhof Freie Berlin am kommenden Mittwoch, den 11. Oktober 1959 mit "Sandmänns Grüß für Kinder" zum ersten Mal auf Sendung sein wird. Der Bühnen- und Kostümdesigner Gerhard Behrendt hat in nur zwei Wochen eine Sandmannfigur in den Ateliers in Aachen entworfen und mit aufwändiger Animationstechnik zum Leuchten gebracht.
In nur einer einzigen Aufführung soll Wolfgang Richter die Musik zum Sandmann-Lied komponiert haben. Der Plot der ersten Sandmann-Episode führt jedoch zu Protest von Seiten der Erziehungsberechtigten, die sich darüber lustig machen, dass Sandmann an einer Strassenecke eingeschlafen ist. Der obdachlose Sandmann scheint nicht das richtige Modell zu sein. Der Sandmann genoss so mehr und mehr ungetrübte Sympathie und erreichte bald den Status eines Kultes.
Der Sandmann vom SFB kam nicht mit. Das von Herbert K. Schulz hergestellte Sand-Männchen wurde im westlichen Fernsehen etabliert und schwebte auf einer Cloud. Der verschwommene Mensch in den selbstgemachten Kleidern ging und sah aus wie ein Einwohner der Gemeinde I. Er mag dem damaligen Zeitpunkt und nicht notwendigerweise der Bevorzugung von Kindern zugetan haben.
Während in der BRD als Panikmache und Augenspülung vermehrt Geschichten und Sagen aus Kinder- und Klassenräumen vertrieben wurden, schleppte sich der East Sand Man durch den märchenhaften Wald. Nicht nur die Repräsentanten des geplünderten Arbeiterproletariats wie Aschenputtel, die von ihrer harten Arbeit abgehalten wurde, um den abendlichen Gruß mit Sandmann zu erleben, oder Schneewittchen und Rose Red in ihrer einfachen Baracke, sondern auch der Adelige.
Mit der verzogenen Tochter des Königs vom Fröscherkönig hat er geflirtet und die Fürstin auf der Erbsen aus dem quetschenden Korn befreit, damit sie friedlich einschlafen konnte. Insofern war der Sandmann frei von Ideologie. Dabei waren die Kleinen so fett vom Herumlungern, dass Sandmann ihnen erst ein Bein geben musste. Der Sandmann war sowieso dabei.
Doch ohne dieses Papier hätte der Sandmann die NVA-Grenztruppen in Oder und Neiße nicht besuchen dürfen. Bei der Feier zum 30-jährigen Jubiläum des Palasts der Bundesrepublik 1979 durfte Sandmann auch dabei sein und selbst mit den kleinen Wegbereitern mittanzen. Der Sandmann war richtig aufgeregt, als er anläßlich des 750 -jährigen Jubiläums der DDR mit einer Kutsche die riesige Ernst Thälmann-Figur durch den nach dem Führer der Arbeiter getauften Schlosspark mitnahm.
Ja, der Sandmann soll die Nachkommen der DDR für den Nationalsozialismus anregen. Es gab auch ökonomische Ursachen, warum der Sandmann der Linie nicht allzu treu zu sein schien. Doch als der bürgerliche Werner Höfer vom WDR 1966 dem DDR-Fernsehen das Kaufangebot für Sandmann-Credits und -Credits machte, antworteten die Kameraden "Nein".
Doch wie hätte man den Kinder der DDR, die vielleicht auf verbotene Art und Weise das westliche Fernsehen anschalten, erklären können, dass der Sandmann auch in den und aus dem Klassenfeind eindringt? Die Popularität des Ost-Sandmannes ist so groß, dass es kaum zu fassen ist, dass gerissene Kindergarten-Tanten den Sandmann immer wieder für Spionagezwecke nutzten.
"Wir werden heute den Sandmann streichen, meine lieben Kleinen. Doch der Sandmann war eine der wenigen Personen, die die westlichen Menschen dazu gebracht haben, das Ostprogramm aufzuschalten. Egal, ob es die Flöte war, auf der die Einwohner der Hohe Tatra ein Begrüßungslied für den Sandmann spielten, oder die Badekappe auf den Häuptern von Knaben und Mädels in einem Swimmingpool - so viel Detailverliebtheit konnte sich der Westen gar nicht erlauben.
Wenn man nun die in Japan entstandenen Spielfilme betrachtet, die heute nach dem Sandmann-Vorspann immer mehr " Herr Fuchs und Frau Elster " oder " Schatterinchen und Moppi " ersetzen, wird der Gegensatz zwischen handgefertigtem Animationsfilm und Computer-Animation klar. Dann waren da noch die vielen Gefährten, auf denen Sandmann nicht nur im Bereich der sozialen Währung unterwegs war.
Der Bühnendesigner des DDR Fernsehens Harald Serowksi hatte 200 unterschiedliche Rettungsfahrzeuge für den Sandmann entworfen. Nicht nur im Schlepptau, im Fischerboot oder im Spreewald war Sandmann. Zum Schluss hat er den Originalsand vom Erdsatelliten in seinen Sandkasten in seinem Mondbuggy geschaufelt. Der Sandmann, als er 1978 als erster Deutsche Sojus 31 vom sozialistischen Grund nahm, war dabei.
Der Sandmann war wirklich bezaubernd, als er ganz plötzlich in den Tag hineinstürmte. Wie sehr sich die Kids der "LPG Happy Future" freuten, als der Sandmann in seinem Harvester zu ihrer strahlenden Ansiedlung kam. Die Folge, in der zwei Kleinkinder vor der Post auf ihre Mama warteten, ist fast rührend.
Während die strapazierte Dame in ihrer blau gekleideten Einheit die Post verlässt und rasch zum Essen einkaufen geht, kuschelt sich das Mädel für einen Augenblick an den Sandmann, der endlich das Haus der Gastfamilie begleitete, wo die Gro? mit den beiden Kleinsten wartete. Das Sandmännchen als guter Mensch der allein erziehenden Mütter, die in der DDR keine Ausnahmen waren.
Oh ja, in der DDR hat man sich sicher gefühlt, wenn nur der Sandmann da war, dann konnte man beruhigt durchschlafen.